Twitter vs. Mastodon im Armringen um die Nutzer.

Mastodon vs. Twitter – Ein „demokratisches soziales Medium“ im Aufwind

Elon Musk hat das für die öffentliche Meinung so wichtige Twitter-Netzwerk tatsächlich übernommen. Während sich rechtspolitische Nutzer darüber freuen, ist die vornehmlich linke Filterblase über die vom Multimilliardär angekündigte entfesselte Meinungsfreiheit sehr aufgeregt. Einige suchen nach Alternativen zu Twitter. Deswegen findet das dezentrale, quelloffene soziale Netzwerk Mastodon gerade massiv Zulauf von exilierenden Twitter-Nutzern. Eine kleine digitale Völkerwanderung ist im Gange.

Für den in Deutschland geborenen Mastodon-Entwickler Eugen Rochko ist die seit 2016 von ihm entwickelte Social Media-Software sehr demokratisch. Wie Rochko gegenüber der US-Zeitung „Time“ erklärte, ist jede Instanz zwar frei, ihre eigenen Nutzer-Regeln selbst zu erstellen und Beiträge unterschiedlich locker oder streng zu moderieren. In diesem Sinne sei Mastodon „die ultimative Plattform für Redefreiheit“. Aber Instanzen könnten die Kommunikation mit anderen auch blockieren und sich damit von Anbietern abgrenzen, die gegen ihre eigenen Umgangsregeln verstoßen. „Ich denke, du kannst das einen demokratischen Prozess nennen“, bemerkte Rochko.

Die Plattform ist über viele unterschiedliche, voneinander unabhängige Anbieter (Server-Instanzen) dezentral organisiert und gehört nicht einem einzigen Unternehmen. Mit Mastodon könnte jeder seinen eigenen Social Media-Server für viele Hunderte oder Tausende Nutzer aufbauen. Nutzer verschiedener Instanzen können dann wie bei der Email über verschiedene Server hinweg miteinander kommunizieren und einander folgen.

Strohmann-Argumente unterstellen Musk falsche Absichten

Für den Entwickler ist Elon Musks Vorstellung der Rede- und Meinungsfreiheit typisch amerikanisch. Sie widerspreche der deutschen Vorstellung von Meinungsfreiheit, die vom Prinzip der Menschenwürde eingrenzt werde: „Deswegen hat Hassrede keinen Anteil an deutschen Vorstellung von Redefreiheit.“ Allerdings unterstellt Rochko dem Tesla-Gründer fälschlich, er wolle ausnahmslos alle Rede erlauben. Doch Musk hatte bereits vielfach angekündigt, was per Gesetz illegal ist, ist auch auf Twitter nicht erlaubt – und dazu gehören auch Beleidigungen, Drohungen, Mordaufrufe und Holocaust-Leugnung.

Wie Rochko weiter erklärte, gaben sich viele Instanzen sehr viel strengere Nutzungsregeln als Twitter. Denn Mastodon habe „die Art von Menschen angezogen, die auf ihren eigenen Servern gegen Hassrede moderieren“. Das liege auch daran, dass nur Instanzen auf der offiziellen Webseite öffentlich beworben würden, die keine Hassrede, Trans- und Homokritik sowie keinen Sexismus und Rassismus duldeten.

Viele Linke sorgen sich, auf Twitter ihre bisherige politische Diskurshoheit zu verlieren. So behauptete Thomas Laschyk, Betreiber des linksradikalen Blogs „Volksverpetzer“, „rechte Trolle“, „Demokratiefeinde“, „Faschisten“ und „Nazis“ dürften Twitter fortan mit Hassrede, Holocaust-Leugnung, Morddrohungen, Lügen und Verschwörungstheorien überfluten. (Video). Dabei macht Laschyk vom gleichen Strohmann-Argument gebrauch wie auch Rochko. Damit will man eine Gegner widerlegen, indem man ihm eine Position unterstellt, die er gar nicht vertritt.

So stellt auch Laschyk, der sich selbst als Faktenchecker versteht, Musks Vision für Twitter verzerrt dar: Musk wolle angeblich jegliche Aussagen erlauben – was nie dessen Position war – und argumentiert scharf gegen diesen selbst erdichteten Strohmann. Doch kurz darauf gibt der Linksradikale wieder zu: „Viele der Dinge, von denen Rechtsextreme gerade träumen, dass sie sie auf Twitter wieder sagen dürfen, sind nicht erlaubt und werden es auch in Zukunft nicht auf Twitter sein.“ Etwas anderes hat Musk auch nie vorgehabt.

Mastodon ist eine interessante und wichtige Alternative zu Twitter, denn es ist frei, demokratisch geregelt und gehört als dezentrales Netzwerk keinem singulären Unternehmen. Viele der jetzt flüchtenden Nutzer hat es vor dem neuen „Chief-Twit“ nie sonderlich gestört, dass Twitter schon vor Musk eine zentralisierte, von einem einzigen Unternehmen beherrschte Plattform und Datenkrake war. Bis 2021 leitete der Milliardär Jack Dorsey die Plattform. Und der gehörte 2015 zu den 100 reichsten Tech-Milliardären der Welt.


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