Der ungarische Ministerpräsident Victor Orban.

Auswandern nach Ungarn: Orbán lädt deutsche „Flüchtlinge“ ein

„Western Refugees Welcome!“ Mit diesen Worten lädt Victor Orbán deutsche Auswanderer nach Ungarn ein. Das äußerte der ungarische Ministerpräsident in einem Interview mit der deutsch-ungarischen Tageszeitung „Budapester Zeitung“. Orbán lädt Westeuropäer als Einwanderer ein, die die ungarischen Traditionen respektieren und denen „unsere Denkweise sympathisch ist“. Ungarn sei ein sicheres, christliches und traditionsbewusstes Land. Den in Ungarn lebenden Deutschen gehe es gut, sagte Orbán. Die Ungarn hegten keine Vorurteile gegen Deutsche, sie hätten ein „hohes Ansehen“ und seien „geschätzte Bürger von Ungarn“. Bürger, die nicht in weiter in einem linken gesellschaftlichen Milieu leben wollten, „sollen ruhig weiter zu uns ziehen“.

Verglichen mit Deutschland sei Ungarn „eine Insel des Friedens und der Freiheit“, da in Deutschland mittlerweile nur ein einziges Narrativ geduldet werde. „Wer davon abweicht, der existiert für diese Öffentlichkeit nicht mehr.“ Auch sei die ungarische Gesellschaft wesentlich pluralistischer, freier und friedlicher als die deutsche. Gewalt gegen Andersdenkende, jüdische Mitbürger, sexuelle Minderheiten, der zunehmende politische Druck auf unabhängige freie Medien durch Kündigung von Hausbanken und Anzeigenkunden – das löse in ihm schlechte Erinnerungen an die kommunistische Zeit aus. Daher nannte der ungarische Ministerpräsident westeuropäische Einwanderer auch „Refugees“ – politische Flüchtlinge.

Orbán, der nach eigenen Aussagen aus dem kommunistischen Widerstand kommt und sich sehr für ungarische und deutsche Geschichte interessiert, sieht einen wachsenden Linksruck in Deutschland und der EU: „Die deutsche Welt rückt immer mehr nach links.“ Wer dort nicht weiter leben wolle, der könne nach Ungarn ziehen. Denn aus Deutschland sei inzwischen „eine Multi-Kulti-Gesellschaft“ geworden. Orbán: „Dieser Zustand weicht sehr stark von dieser Welt ab, in der wir Ungarn leben und in der wir weiterhin leben wollen.“

Orbán will trotz Differenzen ein gutes Verhältnis zu Deutschland

Zwischen den Regierungsprogrammen Deutschlands und Ungarns „liegen Welten“. Dazu ist die SPD laut dem 59-Jährigen die ungarnfeindlichste Partei Europas. Dennoch wolle er die traditionell gute ungarisch-deutsche Zusammenarbeit fortführen.

Trotz der inhaltlichen Nähe zur deutschen AfD setze Ungarn auf gute Beziehungen zur amtierenden Ampel-Bundesregierung, denn „die Parteibeziehungen dürfen auch keinen Fall die Beziehungen zwischen unseren Regierungen unterminieren“. Denn für Orbán seien die zwischenstaatlichen Beziehungen wichtiger als die Beziehungen zu anderen Parteien: „Wir sind also gezwungen, auf dem Altar möglichst guter zwischenstaatlicher Beziehungen die Beziehung zur AfD zu opfern.“ Kooperation sei wesentlicher als politische Spannungen zu erzeugen. Die CDU sei aus Sicht von Ungarn „heute eine linke Partei“, bemerkte Orbán, und auch die bayrische CSU empfinde er „nicht mehr so eindeutig“. Sie sei „für uns nur schwer zu verstehen“.

Die deutsche Linke wolle den Ungarn über das EU-Parlament eine Denk- und Lebensweise zu Migration, Gender-Sprache, Nation und Familie vorschreiben. Das errege „instinktiv Widerstand“ der Ungarn. Orbán: „Das geht sie gar nichts an! Das ist unsere Sache!“ Denn Ungarn sei ein freiheitsliebendes Volk – wie Orbán sagte, wollen die Ungarn nicht, dass Fremde ihnen von außen vorschreiben, wie sie zu leben haben.

Die ungarische Geschichte prägten häufige Besetzungen, zuletzt wurde das Land von der Sowjetunion unterdrückt. Dem Ministerpräsidenten zufolge wollten die Kommunisten die Ungarn zum „Homo Sowieticus“ umerziehen, den perfekten Sowjetmenschen, also den von den Kommunisten propagierten „neuen sozialistischen Übermenschen“. Die Befreiung von Unterdrückung habe in Ungarn anders als in Deutschland immer auf nationaler Ebene stattgefunden, weswegen Ungarn die nationalen Kräften priorisiere.

Ungarn-Auswandererin: „In Ungarn ist man frei“

Die Deutsche Christiane Wichmann ist politisch motivierte Ungarn-Auswanderin. Wie sie sagt, hat sie es keinen Tag bereut, nach Ungarn ausgewandert zu sein, erzählte sie im Oktober der „Budapester Zeitung“. Mit ihrem Mann habe sie in Deutschland ein normales Leben geführt mit Haus, Arbeit und Familie. Bis sie nach der Geburt ihres dritten Kindes in der Schule eine Veränderung festgestellt habe. Die Bevormundung sei gewachsen, „überall wurden einem moralisierend neue Regeln aufgenötigt“. Verkleidungen als Pipi Langstrumpf, Cowboy oder Indianer seien in der Schule nicht mehr erwünscht gewesen.

Als Wichmann sich daraufhin politisch in der AfD betätigte, sei ihr regelrechter Hass entgegen geschlagen. „Von Menschen, die sich angeblich um das Wohl des Landes kümmern. Genau diese Leute haben sich nicht im Griff, beherrschen nicht mal die Grundprinzipien des demokratischen Miteinanders.“ So schätzt sie die deutsche Politik inzwischen als „zutiefst verrottet“ ein.

Schließlich wanderte sie mit ihrer Familie nach Ungarn aus. Die Menschen seien freundlich, die Städte und Dörfer sauber, ordentlich und vor allem sicher. Sexuelle Belästigung kenne sie nur aus Deutschland. Dagegen empfindet die mehrfache Mutter die Schwimmbäder in Ungarn als sicher für sich und ihre Tochter. Die Familie hat sich inzwischen gut integriert, der Mann arbeitet als LKW-Fahrer, ihre jüngste Tochter geht auf eine ungarische Schule und spricht inzwischen ausgezeichnet die Landessprache. „Um die Zukunft meiner Tochter muss ich mir inzwischen keine Sorgen mehr machen.“


Im Juni kam es in einem Berliner Schwimmbad zu einer Massenschlägerei von Zugewanderten und Menschen mit Migrationshintergrund.

Negative Erlebnisse habe sie mit ihrer Familie in Ungarn nie erlebt, weder im Wohnumfeld, in der Schule oder im Alltag, bei Ärzten oder durch Polizisten. In Deutschland erlebe man da oft etwas anderes, meint Wichman. Sie sagte, sie sei stolz auf den ungarischen Ministerpräsidenten Victor Orbán, denn er sei „mutig“ und habe einen „eigenen Kopf“. Und Wichmann wünscht, dass Ungarn politisch weiterhin selbstbestimmte Wege gehe.

Die Hausfrau und Mutter lobte das Land: „Ungarn steht für echte Werte, eine gesunde, gesellschaftliche Entwicklung, Ehe und Familie. In Ungarn ist man frei und kann ungeniert sagen, dass man sehr gerne Hausfrau und Mutter ist. Man wird nicht dafür verachtet. Und man kann diese Frauen gar nicht genug achten.“ Die linke deutsche Entwicklung dagegen lehnt sie ab: „Was hat uns denn diese viel gepriesene Emanzipation gebracht? Kaputte Ehen, Wartelisten bei Psychiatern, frustrierte Frauen, viele krank von immenser Belastung. Und wofür? Dass der Staat kassiert, Geld für die Kinderbetreuung verlangt und einem an Ende eine mickrige Rente winkt?“

Und so schloß die politisch motivierte Auswanderin ab: „Wir haben nicht einen Tag bereut. Ganz im Gegenteil.“

Titelfoto: European People’s PartyEPP Political Assembly, 20 March 2019 (40462383173)CC BY 2.0


Mehr lesen?!

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert