Der Shitstorm an das ZDF für Weidel-„Sommerinterview“ ist verdient
Das ging für das ZDF nach hinten los: Beschämender, peinlicher, unseriöser Journalismus – mit diesen Worten lässt sich das „Sommerinterview“ mit der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel vom Sonntag Abend zusammenfassen. Die offensichtliche Vorführung der AfD-Chefin brachte dem ZDF dann auch einen empörten Shitstorm der Zuschauer ein. Ein Kommentar von Christian Albrecht.
Titelbild: Screenshot von Youtube / ZDFheute Nachrichten
Das Gespräch führte die stellvertretende Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios und Fernsehmoderatorin Shakuntala Banerjee auf begnadet unsachliche und unprofessionelle Weise. Sie unterbrach die Interviewte – oder sollte man besser sagen: Verhörte? – permanent und penetrant. Es macht nicht den Anschein, als sei sie an den Antworten überhaupt interessiert gewesen. Weidel beklagte sich dann auch: „Sie müssen mich doch antworten lassen? Sie stellen Fragen und lassen mich nicht antworten.“ Außer dem Begriff hatte das „Interview“ mit seriösen Journalismus so wenig zu tun wie der Planet Mars mit dem gleichnamigen Schokoriegel.
Der Sender teilt in seinen „Grundsätze der ZDF-Berichterstattung“ mit: „Die Programme des ZDF sind den publizistischen, ethisch-moralischen und gesellschaftlichen Standards und rechtlichen Vorgaben der Sachlichkeit, Objektivität, Ausgewogenheit, Unabhängigkeit und Fairness verpflichtet. Die zentrale Aufgabe der Berichterstattung des ZDF besteht darin, den Zuschauerinnen und Zuschauern eine freie Meinungs- und Urteilsbildung im Hinblick auf alle wichtigen gesellschaftlichen Themen zu ermöglichen.“ Und weiter: Das ZDF sei kein „Staatsfernsehen“, sondern „öffentlich-rechtliches Fernsehen wird dagegen von der Gesellschaft kontrolliert, nämlich von gesellschaftlich relevanten Gruppen“. Dementsprechend sollte sich der Sender der massiven Publikumskritik stellen.
Das „Interview“ mit Weidel hinterlässt insgesamt den schalen Eindruck, es wolle mit dieser „Interview“führung vorsätzlich verhindern, dass die AfD-Politikerin den ZDF-Zuschauern sachlich ihre politischen Positionen erklären kann. Als Zuschauer ist man gewohnt, dass die rechtskonservative Alternative für Deutschland von häufig politisch linksaußen gesinnten Journalisten gern vorgeführt wird. Aber das „Sommerinterview“ brachte dem ZDF diesmal unerwartet einen durchweg heftigen Sturm der Entrüstung seitens der Zuschauer.
Shitstorm der Zuschauer: „Kein seriöser Journalismus“
Das Interview ging für das ZDF nach hinten los: Das zeigt der Shitstorm in der Kommentarspalte unter dem Youtube-Video. Wenn das ZDF offensichtlich so wenig das Zuschauerinteresse vertritt, könnte man als Zeichen werten, dass die GEZ abgeschafft gehört.
Einige Zitate aus den fast durchweg negativen Kommentaren (Rechtschreibung korrigiert):
„Warum macht man Interviews, wenn man nicht aussprechen lässt. Das ist doch kein seriöser Journalismus…“
„Ein sehr gutes Beispiel, warum die öffentlich rechtlichen abgeschafft gehören. Diese moralische Überheblichkeit der Moderatorin ist unerträglich.“
„So geht unterirdischer Journalismus!“
„Es werden nur Fragen zur internen Unstimmigkeiten in der Partei gestellt. So eine Frechheit! Keine Fragen zur aktuellen Themen mal wieder.“
„Egal was man über AFD denkt. Ein Gespräch muss so laufen: Frage – Antwort. Wenn die Interviewierin kein Interesse hat die Antwort zu hören und weiter labert hilft es niemanden.“
„Wie traurig ist so ein einseitiges Interview ohne Chance die gestellten Fragen zu beantworten. Für so etwas soll man auch noch GEZ bezahlen? Was für eine Blamage.“
„Unterirdisch, diese Gesprächsführung. Respekt an Frau Weidel!“
„Man muss die AFD nicht mögen, aber jemanden ‚Fragen‘ zu stellen und denjenigen nicht zu Wort kommen zu lassen, ist dann doch unterste Schublade-Dann ist es ehrlicher zu sagen: ‚Mit der AFD reden wir nicht‘.“
„Inkompetenter geht es nicht mehr, was die ‚Journalistin‘ (sie als solche zu bezeichnen, ist eine Beleidigung für jeden Journalisten) da abgeliefert hat, kann ich nur sagen: Note 6 und setzen. Wenn ihr Anliegen war, die AFD schlecht aussehen zu lassen, dann ist sie gescheitert, damit bewirkt man das Gegenteil.“
„Es ging nur darum Frau Weidel zu denunzieren und blamieren. Allerdings stellte sich Frau Weidel nicht auf die niveaulose Ebene der ZDF Mitarbeiterin und blieb ruhig bis zum Schluss.“
„Ich bin kein AfD Fan oder Wähler, aber ich finde es unverschämt wie Frau Weidel immer in die Ecke gedrängt wird und man sie nicht aussprechen lässt. Solche Interviews sieht man bei keiner anderen Partei.“
„Das ZDF hat hier wieder zum Besten gegeben, das es keine objektive Berichterstattung gibt. Das ganze Interview ist auf Angriff auf die AfD ausgelegt. Außerdem legt diese Moderatorin , Frau Weidel Worte in den Mund und dreht ihr das Wort im Mund um.“
Mit der GEZ finanzieren die Steuerzahler die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten fast ähnlich wie mit der Kirchensteuer die Kirchen – die ist allerdings freiwillig, und aus den Kirchen kann man austreten.
Shitstorm sollte ZDF korrigieren
Es ist zu fragen, wie das Zweite Deutsche Fernsehen auf diesen Shitstorm reagiert. Wie will sich der Sender der massiven Zuschauerkritik stellen? Denkt er, dass er mit der Sendung das Publikumsinteresse vertritt? Und was will er zukünftig anders machen? Immerhin heißt es in den bereits zitierten eigenen Grundsätzen: „Öffentlich-rechtliches Fernsehen wird dagegen von der Gesellschaft kontrolliert, nämlich von gesellschaftlich relevanten Gruppen.“ Und welche Kontrolle ist besser als die direkte Publikumsreaktion? Wenn ein Opernregisseur für seine Vorstellung Buh-Rufe erntet, erfährt er direkt, was die Zuschauer von seinem Werk halten. Auf meine Fragen an die ZDF-Presseabteilung kam kurzfristig keine rechtzeitige Antwort.
Nachtrag: Die ZDF-Presseabteilung nahm inzwischen folgendermaßen Stellung zur Zuschauerkritik: „Frau Banerjee hat das Interview sachlich und journalistisch einwandfrei geführt. Ausweichende Antworten der befragten Politiker und Politikerinnen bei manchen der angesprochenen Themen – und das gilt ja nicht nur für Frau Weidel – erfordern gegebenenfalls ein gewisses Insistieren seitens der Interviewerin oder des Interviewers. Dabei ist es leider nicht ganz ausgeschlossen, dass man seinem Gegenüber auch mal ins Wort fällt.“
Alles in allem erwarte ich, dass mit der AfD als einer großen deutschen Oppositionspartei genauso fair und sachlich umgegangen wird wie mit anderen der gewählten Parteien. Dazu gehört, die politischen Positionen der Opposition sachlich korrekt darzustellen. Mit der gemäßigten Weidel gab es im „Sommerinterview“ diese Chance – und das ZDF hat es eindeutig vermasselt.
Weiter lesen?