Cancel Culture

„Cancel-Culture verliert jede sachliche Diskussion“

Die linkspolitische Cancel Culture verliert jede Diskussion gegen sachliche Argumente – ihre Argumentationen beruhen allein auf subjektiven, „verletzten Gefühlen“. So äußerte sich der Medienrechtsanwalt Ralf Höcker vergangene Woche im Podcast „Follow the Rechtsstaat“ des Rechtsanwaltes Professor Niko Härting. Hintergrund: Im Juli unterbrach ein Veranstalter in der Schweiz das Konzert der Band „Lauwarm“, weil Bandmitglieder Rasta-Frisuren trugen. Einige Zuschauer äußerten, dass sie sich dabei „unwohl“ fühlten. Der Vorwurf: Rastas bei hellhäutigen Menschen sei eine vermeintlich rassistische „kulturelle Aneignung“.

Für Höcker ist diese Begründung für den Konzertabbruch „eine Katastrophe“. Denn „unsere Rechte enden nicht da, wo die Gefühle anderer beginnen.“ Er glaube auch den meisten nicht, dass sie wirklich in ihren Gefühlen verletzt seien. Viele würden das nur als Schein- und Totschlagargument vorschieben, um sachliche Argumentationen zu blockieren.

Statt sich auf das Scheinargument von subjektiv „verletzten Gefühlen“ einzulassen, sollten Betroffene und ihr Umfeld solche Vorwürfe mit sachlichen Argumenten zurückweisen: Ist es jetzt wirklich angemessen oder unangemessen, mit Rastalocken aufzutreten? „Wenn man das tut, dann nimmt man diesen Cancel Culture-Leuten den Wind aus den Segeln, denn jegliche sachliche Diskussion verlieren die. Die können das normalerweise nicht begründen.“

Strategien der Linken: Druck, Erpressung, Skandalisierung, Diffamierung

Deswegen gebrauchten Anhänger der Cancel Culture andere, aber „immer dieselben Strategien“: Sie diffamierten ihre Opfer mit unzutreffenden negativen „Ismus“-Fremdzuschreibungen („Rassismus“, „Sexismus“, „Faschismus“). Dann setzen sie laut Höcker damit das soziale und wirtschaftliche Umfeld unter Druck, sich von dem Beschuldigten zu distanzieren, bis er ganz isoliert sei. Es gehe hier nicht um die stärkeren Argumente, sondern um Druck, Erpressung und Skandalisierung; Fremdzuschreibungen wie „rechtsextrem“ würden in ihrer eigentlichen Bedeutung dabei sehr ausgehöhlt. Der Vorfall um die Band „Lauwarm“ habe gezeigt, wie die „feigen und ängstlichen“ Veranstalter aus Angst vor einem Shitstorm in eine „Angsthasen-Reaktion“ verfielen.

In einem Interview mit der „Neuen Züricher Zeitung“ vom August riet Höcker Betroffenen im Streit gegen den „totalen Vernichtungswillen“ der Cancel Culture deswegen, das eigene soziale Umfeld und die Lokalpresse als Unterstützer mit einzubeziehen. Im Fall Paul Cullen, Mediziner, Professor an der Universität Münster und Vorsitzender der Organisation „Ärzte für das Leben e.V.“, konnte so eine studentische Gegenbewegung organisiert werden. Damit wurde 2021 verhindert, dass der radikal linke Allgemeine Studentenausschuss Cullen aus dem Amt drängt. Auch die Medizinische Fakultät wies die Kritik an Cullen schließlich zurück: Die Meinungsäußerungsfreiheit sei konstitutiv für eine freiheitlich-demokratische Grundordnung und „es verbietet sich, bei der Bestimmung ihres Schutzbereichs nach ‚guten‘ und ’schlechten‘ Meinungen oder ausgewogenen und unausgewogenen Begründungen zu differenzieren.“

Mit der viel gepriesenen Toleranz hat Cancel Culture Höcker zufolge nichts zu tun. Er sagte im Podcast: „Es ist das Gegenteil von Toleranz. Es ist der Versuch, Leute maximal zu stigmatisieren, vogelfrei zu machen, aus der Gesellschaft auszustoßen. Wenn wir so miteinander umgehen, dann führt das in die Katastrophe.“

ZDF-Komiker ermutigt zu Beleidigungen

Der Anwalt kritisierte auch Jan Böhmermann scharf. Der ZDF-Komiker hatte 2016 in einer Sendung den türkischen Präsidenten Recep Erdoğan mit einer Schmähkritik öffentlich beleidigt („Böhmermann-Affäre“).

Dazu bemerkte Höcker: „Wenn einer wie Böhmermann anfängt auf jemanden einzudreschen und die Hürden niederreißt, die normalerweise vor einer Beleidigung stehen, dann fühlen sich alle bemüßigt, es ihm nachzutun. Sehr viele jedenfalls. Ich habe das damals mit einer Massenvergewaltigung verglichen. Wenn einer anfängt, dann kommen ganz viele nach. Dieses Phänomen existiert tatsächlich. Die anderen fühlen sich dann nicht mehr schuldig.“

Böhmermann solle sich seiner öffentlichen Verantwortung bewusst werden: „Wenn einer einmal anfängt, die Hürden der Rechtsstaatlichkeit niederzureißen, wenn einer wie Böhmermann mit solchen Beleidigungsorgien anfängt, dann muss man damit rechnen, dass alle anderen hinterherziehen.“


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