„Heute wurde eine Zeitung getötet“ – „Novaya Gazeta“ verliert Zulassung
Moskau – Wie die wichtigste unabhängige russische Oppositionszeitung „Novaya Gazeta“ berichtet, hat ein Moskauer Gericht der Zeitung die Drucklizenz entzogen. „Die Registrierung als Medium wird für ungültig erklärt“, verkündete die zuständige Richterin laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax am Montag. Die russische Regulierungsbehörde Roskomnadsor hatte der Zeitung vorgeworfen, Dokumente zu einem Eignerwechsel 2006 nicht vorgelegt zu haben.
Die Redaktion kommentierte das Gerichtsurteil in einer Stellungnahme: „Die Zeitung wurde heute getötet. Sie stahlen 30 Lebensjahre von ihren Mitarbeitern. Den Lesern wurde das Recht genommen, Informationen zu erhalten.“ Und weiter: „Heute wurden unsere Kollegen erneut getötet, die von diesem Staat in Erfüllung ihrer beruflichen Pflichten bereits getötet wurden – Igor Domnikow, Juri Schtschekotschichin, Anna Politkowskaja, Stanislaw Markelow, Anastasia Baburowa, Natalia Estemirowa, Orchan Dschemal.“
Der Redaktionsleiter der Novaya Gazeta, der russische Journalist Dmitri Muratow, ist Friedensnobelpreisträger 2021. Er sagte in seiner Rede bei Annahme des Preises über freien, unabhängigen Journalismus: „Wir sind das Gegenmittel zur Tyrannei.“ Nachdem die Bundespressekonferenz in Berlin den freien Journalisten Boris Reitschuster im März 2022 aus ihren Reihen entlassen hat, unterstützte Muratov ihn gegen Ausgrenzung durch Kollegen und machte Reitschuster zum Berlin-Korrespondenten für seine Zeitung.
Laut Medienberichten kündigte Muratow an, gegen das Gerichtsurteil in Berufung zu gehen. Die kremlkritische Zeitung stellte schon in März nach Beginn des Ukraine-Krieges aufgrund staatlicher Repressionien gegen regierungskritischer Presse ihren Betrieb in Russland ein.
Symbolbild: StockSnap/ Pixabay.
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