Wissenschaftler: ARD und ZDF indoktrinieren mit „Trans-Agenda“
Berlin – In einem Gastbeitrag für die Tageszeitung „WELT“ warfen vergangene Woche 120 Wissenschaftler und Akademiker ARD und ZDF vor, Kinder und Jugendliche mit einer wissenschaftsfeindlichen „Trans-Agenda“ zu indoktrinieren. Sie würden dadurch „aufdringlich sexualisiert“. Mehrere Wissenschaftler analysierten in ihrem Dossier „Ideologie statt Biologie im ÖRR“ Dutzende Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) der letzten Jahre. Sie kommen zu dem Schluss, dass „trans“ in diversen Sendungen ein Dauerthema sei und sich „der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Darstellungen der ‚queeren‘ Transgenderideologie zu eigen macht und dabei naturwissenschaftliche Tatsachen leugnet“. Das Leugnen der biologischen Zweigeschlechtlichkeit von Mann und Frau zugunsten „vielfältigen“ Geschlechtern und Zwischenstufen zwischen Mann und Frau sei eine biologische Falschbehauptung. – „Trans“-Personen lassen sich biologisch eindeutig als Mann und Frau zuordnen, fühlen sich aber geistig ihrem natürlichen körperlichen Geschlecht nicht zugehörig und leiden psychisch darunter.
An dem Dossier mitgewirkt haben die Diplom-Biologin Antje Galuschka (Mitglied Bündnis 90/Grüne), Professor Uwe Steinhoff, Philosoph und Politikwissenschaftler an der Universität Hongkong, Dr. Alexander Korte, leitender Oberarzt an der Ludwig-Maximilians-Universität München, sowie andere Biologen und Naturwissenschaftler. Das Dossier unterzeichneten rund 120 Wissenschaftler und Akademiker und fast 700 Privatpersonen (Stand 4. Juni).
Für die Unterzeichner propagiere der ÖRR bereits in Kinder- und Jugendsendungen pharmazeutische Pubertätsblocker, gegengeschlechtliche Hormone oder gar eine Geschlechterumwandlung. Die teils irreversiblen körperlichen und psychischen Folgen solcher Maßnahmen würden hingegen nicht erwähnt. Unkritisch und redaktionell ungeprüft werde schon in der „Sendung mit der Maus“ Informationen von „Trans-Lobbygruppen“ weitergereicht. Die Unterzeichner des Dossiers fordern einen sofortigen Stopp in der „bedrohlichen Entwicklung des ÖRR“. Es könne nicht angehen, „dass eine kleine Anzahl von Aktivisten mit ihrer ‚woken‘ Trans-Ideologie den ÖRR unterwandert, Falschdarstellungen als vermeintlichen Stand der Wissenschaft verbreitet und das Leben von Kindern und Jugendlichen nachhaltig beschädigt.“
Vorwurf: Das ist kein Journalismus, sondern Meinungsmache
Für die Gruppe von Wissenschaftlern verstoßen ARD und ZDF mit ihrer Geschlechter-Berichterstattung weiterhin gegen den Medienstaatsvertrag und gegen journalistische Standards. Ihr Vorwurf: Seriös anmutende journalistische Genres würden als „Verpackung für woke-ideologische Meinungsmache“ missbraucht.
In ihrem Aufruf gegen Falschberichterstattung zählen sie weiterhin konkret auf:
- „Die Berichterstattung folgt nicht anerkannten journalistischen Grundsätzen, sie ist weder unabhängig noch sachlich.
- Behauptungen werden vor ihrer Verbreitung nicht mit Sorgfalt auf Wahrheit und Herkunft geprüft.
- Es wird fortwährend gegen die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung verstoßen, es gibt in der Trans-Berichterstattung weder Meinungsvielfalt noch ein ausgewogenes Angebot. Vielmehr werden auf Instagram Abbildungen und Handreichungen von Trans-Verbänden ungeprüft übernommen und Kindern anempfohlen.
- In den Jugendsendungen und Social-Media-Kanälen wird immer wieder gegen die Formulierung des Medienstaatsvertrags nach Achtung der Würde des Menschen und Schutz sittlicher und religiöser Überzeugungen verstoßen. Schamgrenzen werden eingerissen. Pornographische Darstellungen werden ohne Altersüberprüfung für Kinder und Jugendliche bereitgestellt.“
Mit Wissenschaftlern und Experten werde nicht gesprochen, dagegen „fragwürdigen Experten“ wie politischen Aktivisten viel Raum gegeben. Dadurch entstehe ein Zerrbild der Realität. Die Unterzeichner fordern den ÖRR auf, in Geschlechterfragen zukünftig „sachangemessen, neutral, wahrheitsgemäß und mit Achtung der Würde der Menschen“ zu berichten.
„Trans“-Aktivist widerspricht
Für Johannes Kram, laut Berliner Tagesspiegel „Vorkämpfer der queeren Bewegung“, gehören die fünf Autoren des Dossiers seit Jahren „fast alle zum Who’s Who der deutschen Gegnerschaft von Trans-Identitäten“. Sie würden in Anbetracht des politisch geplanten neuen Selbstbestimmungsgesetzes, das einen vermeintlichen Geschlechterwechsel stark vereinfacht, „gerade aus allen Rohren gegen Trans-Rechte“ schießen. Da 9.080 zu 418 „WELT“-Lesern den Aussagen der Wissenschaftler zustimmen (Stand 4. Juni), besteht laut Kram ein wichtiger Teil der Identität vieler „Welt“-Leser darin, „die Identität von Menschen, die anders sind als sie, also vor allem die von Minderheiten, als lästig und obskur zu empfinden“. Es sei ein „Desaster“, dass viele Menschen mit den sich verändernden Rollenbildern in der Gesellschaft nicht mehr zurechtkämen. Kram begründet die vermeintlichen Ängsten und Ressentiments „hetero-normativer“ Menschen „in den Unsicherheiten ihrer eigenen Beziehungen, ihrer eigenen Sexualität und ihrer eigenen Privilegien“.
Der „Trans“-Aktivist und Autor des Buches „Ich habe ja nichts gegen Schwule, aber…“ zählt als „wissenschaftliche Korrektheit“ bis zu 1,7 Prozent der geborenen Babys als intersexuell, also nicht mit eindeutigen Geschlechtsmerkmalen geboren. Das von ihm zitierte Handout der UNO nennt allerdings zwischen 0,05 Prozent und 1,7 Prozent der Menschen mit intersexuellen Merkmalen geboren – es besteht also eine große Spanne und damit Unklarheit, wie viele Menschen tatsächlich geschlechtlich zweideutig geboren werden. Auch das Bundesverfassungsgericht schätzte 2017 die Zahl der intergeschlechtlichen Menschen in Deutschland mit einem zu fünfhundert (0,2 Prozent) oder etwa 160.000 Intersexuellen in der Gesamtbevölkerung von rund 83,2 Millionen. Von dieser weiten Spanne zitiert Kram mutmaßlich aus politischen Gründen allein die Höchstschätzung von 1,7 Prozent.
Auch verwischt Kram in seinem Beitrag die Bedeutung von Intersexualität und „Trans“-Sexualität. Also den Unterschied, ob eine Person objektiv biologisch unklar einem Geschlecht zugeordnet werden kann, oder ob sie sich rein subjektiv geistig-psychisch mit ihrem objektiven biologischen Geschlecht nicht identifiziert. Genau diese Bedeutungsverwischung prangern die Wissenschaftler in ihrem Dossier aber an vielen Stellen an. Damit bestätigt Kram im Grunde genommen sogar einen Vorwurf der Dossier-Unterzeichner, permanent Intersexuelle mit „Trans“-Sexuellen zu vermischen und Rechte von Intersexuellen für sich geltend zu machen.
Definition Intersexualität und „Trans“-Sexualität
Die Online-Enzyklopädie Wikipedia definiert Intersexualität biologisch als „zusammenfassend sehr unterschiedliche klinische Phänomene mit unterschiedlichen biologischen Ursachen, so beispielsweise Abweichungen der Geschlechtschromosomen oder genetisch bedingte hormonelle Entwicklungsstörungen“.
Davon abzugrenzen ist „Trans“-Sexualität: „Transgender sind Menschen, die sich mit ihrem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht falsch oder unzureichend beschrieben fühlen oder auch jede Form der Geschlechtszuweisung oder -kategorisierung grundsätzlich ablehnen. […] Transsexuelle Menschen wurden von der Medizin bisher als biologisch eindeutig definiert, fühlen sich aber dem anderen binären Geschlecht als dem bei der Geburt zugewiesenen zugehörig.“
Symbolbild: Bessi / Pixabay
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