Tötung eines 16-Jährigen: So gefährlich ist ein Messerangriff
Am 8. August schossen in Dortmund Polizisten mit einer MP5-Maschinenpistole sechs tödliche Kugeln auf einen 16-Jährigen Senegalesen, weil er sie mit dem Messer attackierte. Der Junge erlitt danach im Krankenhaus tragischerweise den Wunden und kam ums Leben. Ein Kommentar von Christian Albrecht.
Die Empörung über das „unangebrachte“ Verhalten der Polizei oder einen angeblichen Rassismus kann ich nicht nachvollziehen. Es ist nicht richtig, den Polizisten vorverurteilend und vorauseilend, ohne weitere Erkenntnis und Gerichtsurteil, Rassismus zu unterstellen.
Nach den bisher bekannten Tatsachen hatte der Junge ein Messer und schien sich selbst und die Polizisten damit zu bedrohen. Laut Herbert Reul (CDU), Innenminister NRW, riefen seine Betreuer die Polizei. Das heißt, seine eigenen Betreuer, die der Junge kannte und die ihn kannten, konnten nicht mehr deeskalierend auf ihn einwirken und griffen zum letzten Mittel in unserem Rechtsstaat: Sie riefen Polizisten, um den Jungen vor sich selbst und auch andere vor ihm zu schützen. (Der Junge soll bereits vorher psychiatrische Hilfe gesucht haben.)
Laut der Tagesschau können deutsche Polizisten seit 2018 aufgrund einer „abstrakten Terrorgefahr“ MP5-Maschinenpistolen mit sich führen. In einem Video sieht man, wie die Waffe in einer Sekunde sechs bis zehn Patronen abfeuern kann. Der Polizist hat also mutmaßlich nicht sechs mal vorsätzlich auf den Abzug gedrückt, sondern einmal abgedrückt und den Angreifer dabei mit mehreren Kugeln getroffen. Der Tathergang muss natürlich noch genau festgestellt werden. Jedenfalls ist diese Version genauso möglich wie der Vorwurf, auf den Jungen sei mehrfach geschossen worden.
Ein Messerangriff kann tödlich enden
Die meisten der Empörer scheinen gar nicht zu ahnen, wie gefährlich so ein Messerangriff tatsächlich ist. So als sei das eine Lappalie, kein Problem, „nur ein Kratzer“. Dieses kurze Video der Polizeigewerkschaft von 2021 zeigt der Öffentlichkeit die wahre Gefahr durch Messerstecher. Teils wird die Situation aus der Bodycam gezeigt, um den blitzschnellen Angriff und die kurze Distanz noch prägnanter zu zeigen.
In diesem zweiten Video erklärt ein Kampfsportlehrer die „richtige Reaktion“ auf eine Messerbedrohung. Im Gegensatz zu so manch anderen Kampfsportlehrern ist er sehr ehrlich. Denn die richtige Reaktion sind keine unglaublich coolen, aber albernen Moves wie bei Jackie Chan oder „Ip Man“, sondern: 1. Wenn der Angreifer deine Geldbörse will, gib sie ihm sofort. Ruf danach die Polizei und melde den Raubüberfall. 2. Wenn er es auf dich selbst abgesehen hat, dann renn sofort so schnell du kannst weg. Flüchte!
Ich frage die vielen Kritiker an dem leider todbringenden Polizeieinsatz: Wie sollen Polizisten Ihrer Meinung nach sonst auf so eine lebensgefährliche Bedrohung reagieren?
Ich denke, wenn sich laut Innenministerium inzwischen Messerattacken häufen, kann es tragischerweise auch zu polizeiliche Tötungen kommen. Dabei handelt es sich dann nicht um Rassismus, sondern um Selbstverteidigung für sich selbst oder für seine Kollegen. Schuld daran ist dann nicht die Polizei, sondern der Angreifer. Bei einem Angriff ist er (oder sie) der Täter. Eine Opfer-Täter-Umkehr lasse ich nicht zu. Wer zuerst angreift, wer zuerst zuschlägt, zusticht oder wie auch immer, der ist der Täter. Nicht der, der sich verteidigt. Frauen sind auch an einer Vergewaltigung nicht „mitschuldig“, weil sie sich aufreizend gekleidet haben, oder?
Ärger über die Empörten – ein Messer ist kein Spielzeug
Ich möchte sehr gerne sehen, wie die Empörten in so einer Situation reagieren würden. Da kommt also einer (oder eine) mit dem Messer auf sie zu und bedroht sie, und sie haben Pistolen in der Tasche. Was würden sie jetzt tun? Der Angreifer wird immer aggressiver und bedrohlicher, er meint es ernst. Auf einmal läuft er aus fünf Metern Distanz blitzschnell mit dem Messer in der Hand auf einen Freund aus der Gruppe zu. „Deeskalieren“? „Ihm ins Knie schießen“? Ja, die Empörten könnten jetzt wegrennen. Weil sie keine Polizisten sind. Die Polizei kann aber nicht wegrennen. Es ist ihr alltäglicher Beruf, in solchen Situationen zu helfen.
Mich ärgern die dümmlichen Ideen der Empörten sehr. Wer so denkt und redet und schreibt, hat im sicheren Deutschland wohl noch nie einen bewaffneten Raubüberfall erlebt. Ich mit 10 Jahren. Das war damals übrigens eine größere Gruppe weitaus älterer Jugendlicher mit Migrationshintergrund, auf einem Spielplatz in Berlin. Und sie waren bewaffnet. Was für ein Schock für uns Kindergruppe zwischen neun bis 14 Jahren.
Wer sich also über das Verhalten der Polizei empört, sollte sich zunächst genauer informieren. Wir leben nicht im Takatuka-Schlaraffenland. Ein Messer ist kein Spielzeug. Das kann tödlich enden. Das Opfer kann schnell verbluten. Ein Stich in Bauch oder Oberkörper kann Gedärme, Lunge, Herz oder sonst was zerfetzen. Ich unterstütze jeden Polizisten moralisch darin, in einer potenziell lebensgefährlichen Situation durch einen gewaltbereiten Messerstecher sich selbst oder seine Kollegen oder Passanten zu verteidigen und den Angreifer zur Not zu erschießen. Das ist kein „Rassismus“ – das ist die gute alte, gesetzlich geregelte Notwehr.
Welche Hautfarbe der Angreifer hat oder welche Herkunft, ob das ein deutscher Rechts- oder Linksextremist oder er einfach nur betrunken ist, oder ob er eine Psychose hat, ob er Mann oder Frau ist – das spielt hier keine Rolle. Wenn es um Leben oder Tod geht, muss man sofort handeln und sich und andere schützen. Und manchmal muss das für Polizisten tragischerweise heißen, den Angreifer dabei mit einer Schusswaffe zu töten.
Weiter lesen?