„Die biologischen Daten widerlegen die beiden Hauptsäulen der Evolutionstheorie“
Berneck / Schweiz – „Nichts in der Biologie ergibt einen Sinn außer im Licht der Evolution“, schrieb der ukrainische Genetiker und Evolutionsbiologe Theodosius Dobzhansky in einem Artikel aus dem Jahr 1973. Dem widerspricht der in Deutschland lebende niederländische Molekularbiologe Dr. Peter Borger im Interview mit dem christlichen Magazin „Factum“ (3/2022; Mai/Juni). Für ihn hat die darwinistische Evolutionstheorie ausgedient: „Die biologischen Daten widerlegen die beiden Hauptsäulen der Evolutionstheorie. Die Ära Darwin ist beendet.“
Sein Argument: Die allermeisten Genmutationen wirken auf den Organismus destruktiv, und zeitlich weit zurückliegende Genome sind nicht einfacher, sondern komplexer; das widerspricht laut Borger der darwinistischen Theorie einer universellen gemeinsamen Abstammung der Arten. Denn dann müssten frühere Genome einfacher sein und spätere komplexer werden. Borger erwähnt 1.400 Gene, in denen sich Schimpansen und Menschen unterscheiden. Diese müssten bereits der vermutete gemeinsame Urahn aus der Evolutionstheorie besessen haben – eine neue Genentstehung wäre laut Borger in so kurzer Zeit unmöglich gewesen. „Urahnen sind rein hypothetisch. In der Realität sehen wir einen Verlust von Information statt einer Zunahme.“
Gene sind kooperativ, nicht egoistisch
Seiner Forschung zufolge funktionieren Gene in Netzwerken und können daher für sich allein nichts ausrichten. Demnach seien einzelne Gene auch keine „egoistischen Gene“, wie der Evolutionsbiologe und einflussreiche Vertreter des „Neuen Atheismus“ Richard Dawkins lehrt. Im Gegenteil sagt Borger: Gene seien kooperativ, und auf viele Gene aus solchen Gen-Netzwerke wirke kein Selektionsdruck. Borger folgert daraus, „dass kooperative Gene, die ohne Selektionsdruck im Genom verblieben, ein klares Zeichen für intelligentes Design sind.“ Die Anschauung des „Ingelligent Design“ (ID) besagt, dass sich die Entstehung des Universums sowie des Lebens nicht durch Mutation und Selektion unter evolutionären Selektionsdruck, sondern durch einen intelligenten Urheber wie einen Gott erklären lassen.
„Die Zelle ist wirklich ein Computer“, erklärt der Molekularbiologe. Denn in der Zelle finde man etwa 50.000 Gene mit mehreren Millionen molekularen „Schaltern“, die die Gen-Expression An- und Ausschalten könnten. Das Aktivieren, also „Anschalten“, von Genen zur überlebenswichtigen Proteinproduktion müsse zum richtigen Zeitpunkt geschehen. Zur überlebenswichtigen Proteinproduktion brauche jedes Gen sogar mehrere Dutzend dieser „Schalter“, also kurze DNA-Sequenzen, die zum richtigen Zeitpunkt aktiviert, also „angeschaltet“ werden müssen. Diese molekularen „Schalter“ lassen sich laut Borger beispielsweise durch positives Denken, Beten, Wandern in der Natur und bewusste Entspannung auch positiv beeinflussen. Die Wissenschaft, die das erforscht, heißt Epigenetik.
Populationsgenetik erklärt Herkunft nicht
Die Populationsgenetik erklärt für den Naturwissenschaftler Borger nicht die Herkunft von Tieren und Menschen. Ihr fehle ein Mechanismus, der neue genetische Informationen erzeugt. Wie Borger dagegen sagt, sind alle nötigen Gen-Variationen bereits in der Population vorhanden. Genetische Anpassungen und die Bildung neuer Arten seien bereits vorher im Genom „programmiert“. Daher folgert Borger: „Viele Probleme würden gelöst, wenn man anerkennen würde, dass die Biologie auf Informationen basiert, die nur durch eine intelligente Quelle hervorgebracht sein konnten.“
Als Beispiel nennt er die Buntbarsche im größten See Afrikas, dem Victoria See, die keine langen evolutionären Zeiträume zur Anpassung benötigt hätten. Der neue Phänotyp als Körper- und Verhaltensmerkmale „war also schon implizit im Genom vorhanden“. Das Genom enthalte demnach bereits alle Elemente, um schnell Variationen zu erzeugen. Bei Selektionsdruck als „Anpassungs-Stress“ würden „Suchprogramme“ aktiv, die nach einer Lösung streben.
Zweifel am Neodarwinismus
Der Molekularbiologe Borger steht mit seiner Einschätzung „Die Ära Darwin ist beendet“ in guter nonkonformer Gesellschaft. Bereits 2004 wechselte die frühere Ikone der Atheisten Antony Flew die Seiten. Flew war zuvor Vorgänger des derzeit bekanntesten Evolutionisten und Atheisten Richard Dawkins. In einem Buch bekannte er 2007: „There is a God“ („Es gibt einen Gott“). Flew sagte: „Ich glaube, dass der Ursprung des Lebens und der Vermehrung nicht allein von einem biologischen Standpunkt aus erklärt werden kann, obwohl viele das versuchen. Mit jedem Jahr, in dem mehr über die Reichhaltigkeit und die integrierte Intelligenz des Lebens bekannt wird, desto weniger scheint es wahrscheinlich, dass aus einer chemischen Suppe wie durch Magie der genetische Code entstehen konnte.“
Wenige Jahre später überraschte 2013 auch der einflussreiche Philosoph Thomas Nagel die Fachwelt mit seinem Buch „Geist und Kosmos. Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist“. Darin legt er dar, dass der evolutionäre Materialismus unfähig sei, Vernunft, Bewusstsein und Werte auf chemische und physikalische Prozesse zu reduzieren. Er finde diese Sicht „unglaubhaft“, sie sei der „heroische Triumph einer Ideologie über den Wirklichkeitssinn“. Nagel: „Ich gehe jede Wette ein, dass der gegenwärtige Konsens (in Bezug auf materialistischen Neo-Darwinismus) in ein oder zwei Generationen lächerlich erscheinen wird – obwohl er natürlich ersetzt werden könnte durch einen neuen Konsens, der sich erneut als ungültig erweist.“ Weder Flew noch Nagel sind durch ihren Gesinnungswandel Christen geworden. Flew bekannte sich nach seiner Kehrtwende zum Deismus, Nagel blieb weiterhin überzeugter Atheist.
Peter Borger ist 1965 in den Niederlanden geboren und studierte Biologie mit den Schwerpunkten Biochemie und Molekulargenetik. Er lehrte und forschte früher an den Universitäten Groningen, Sydney, Basel und Zürich und veröffentlichte über 70 Artikel in führenden internationalen Fachzeitschriften. Seit 2019 arbeitet Borger für die christlich-evangelikale Studiengemeinschaft Wort und Wissen. Mitarbeiter der Studiengemeinschaft sind Naturwissenschaftler, sie sich zur biblischen Schöpfungslehre bekennen. Borger ist überzeugt, „dass es in der Verantwortung der Wissenschaftler liegt, die Öffentlichkeit auf möglichst objektive Weise aufzuklären, um den Menschen eine eigene fundierte Entscheidung bezüglich ihres Glaubens zu ermöglichen“. Ein erster wichtiger Wendepunkt in seinem Leben war der Krebstod einer Studienfreundin; Borger fing an sich zu fragen, ob Menschen Zufallsprodukte und ein „kosmischer Unfall“ waren, oder ob es einen Schöpfer gibt, einen Gott, an den sein Vater so stark glaubte.
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