Frank Ulrich Montgomery, Weltärztepräsident

Weltärztepräsident spricht im 2G-Gerichtsurteil von „kleinen Richterlein“

Foto: StagiaireMGIMOFrank Ulrich Montgomery (2019)CC BY-SA 4.0

Berlin – „Kleine Richterlein“ mit ihrem 2G-Gerichtsurteil in Niedersachsen maßen sich an, die 2G-Regel im Einzelhandel zu kippen. Daran „stößt“ sich Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery im Interview mit der WELT. „Da maßt sich ein Gericht an, etwas, das sich wissenschaftliche und politische Gremien mühsam abgerungen haben, mit Verweis auf die Verhältnismäßigkeit zu verwerfen. Da habe ich große Probleme.“ Deutschland sei in einer Situation, in der die Freiheitsrechte hinter das Recht auf körperliche Unversehrheit – „nicht nur der eigenen Person, sondern aller“ – zurücktreten müsse.

Hintergrund: Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg hat die 2G-Regelung im niedersächsischen Einzelhandel Mitte Dezember außer Kraft gesetzt. Die Maßnahme sei zur Eindämmung des Infektionsgeschehens nicht notwendig und nicht verhältnismäßig, urteilte das Gericht.

Montgomery bereut seinen umstrittenen Aussagen nicht

Der Weltärztepräsident verglich vor einigen Wochen Covid mit Ebola und sagte: „Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Variante, die so ansteckend wäre wie Delta und so tödlich wie Ebola! Was dann wohl hier los wäre?“ Er stehe weiter zu dieser Aussage und hätte damit Menschen ansprechen wollen, die gegenüber Wissenschaft und Autoritäten feindlich eingestellt seien. Montgomery: „Menschen ohne wissenschaftliche Vorbildung sind mit Fachaufsätzen überfordert. Es geht mir darum, Sachverhalte, die viele Bürger nicht sofort durchschauen, verständlich zu machen. Das macht den Menschen klar, dass wir es hier nicht mit einem harmlosen Grippevirus zu tun haben.“ Bei Ebola wüssten die Menschen, wie gefährlich das Virus sei.

Seine Aussage zur „Tyrannei der Ungeimpften“ bekräftigt Montgomery erneut. Man habe versucht, unter den Impfunwilligen auch die Ideologen, Verängstigten und Verwirrten zu erreichen, aber nur zur Verhärtung der Situation beigetragen. Für die Mehrheit der Geimpften bedeuteten die Ungeimpften neue Einschränkungen. „Das empfinde ich als Tyrannei.“ Die Ungeimpften kämen ihrer sozialen Verantwortung nicht nach und würden sich anmaßen, über die Mehrheit zu verfügen. Montgomery: „Wir dürfen uns nicht immer und überall den Wünschen von Minderheiten ergeben.“

Impfen ist die Lösung

Mit drastischen Zahlen will man laut dem Weltärztechef keine Angst machen, sondern Aufklären. Warnungen vor möglicherweise bald hohen Inzidenzzahlen zeigten hingegen nicht, dass die Impfung nicht funktioniere. Die Impfung sei die Lösung des Problems. Hauptziel sei eine Grundimmunität in der Bevölkerung zu erreichen, entweder in kurzer Zeit durch natürliche Infektion mit vielen Toten oder in längerer Zeit durch Impfungen. „Es gibt keine Alternative zum Impfen, um in Zukunft leichtere Verläufe zu haben.“ In der Impfdebatte werde aber von Kritikern trotz „minimalen Risiken ein Popanz aufgebaut, der unsichere Leute abschreckt, sich impfen zu lassen“.

Auch wenn „Omikron“ eine geringere Krankheitsschwere als „Delta“ haben sollte, so Montgomery, „würde ich dennoch impfen wie verrückt“. Er rechne damit, dass es weitere Varianten geben wird. Denn das griechische Alphabet gehe noch weiter bis Omega.


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