Ein Dorn im Auge von Linksextremisten
Der christliche Straßenmissionar Alois Böck aus München erzählt im Gespräch von Konflikten mit linksextremen Abtreibungsbefürwortern. Und warum sie es nicht leiden können, wenn man mit ihnen die Straße teilt. Von Christian Albrecht.
Screenshot: Youtube / Friedebert Hausmann
Alois Böck ist Bayer, der Schweinsbraten ganz lecker findet. Aber vor allem ist Böck mit ganzem Herzen überzeugter Christ. Seit Jahrzehnten missioniert er gemeinsam mit anderen Christen in München und an vielen anderen Orten. Besonders Konzerte und Demonstrationen sind seine Ziele, denn da kommen viele Menschen zusammen. Dort reist er mit anderen Straßenmissionaren hin, verteilt christliche Flyer, führt Gespräche über Jesus und predigt vor den Passanten.
In München gründete Böck vor vielen Jahren den christlichen Verein „Soulsaver“. Der Verein ist laut eigenen Angaben „ein Internetprojekt mit dem Ziel, den christlichen Glauben zu fördern“. Man wolle keine Kirche, Gemeinde oder gar Sekte verkünden, sondern Jesus Christus als den Retter.
Böck ist seit zwei Jahren in Rente und missioniert immer noch fast täglich auf den Straßen. Über diese seine Leidenschaft erklärt er im Gespräch ironisch: „Jemand fragte mich: Warum machst du das? Dann sagte ich: Ich habe nichts anderes gelernt!“ Mission im Namen Jesu ist für ihn sein Leben.
„Für Abtreibung!“ Linksextremisten greifen Christen an
Immer wieder gerät der Verein zusammen mit anderen christlichen Verbänden und Initiativen unter Angriffe von linksextremen Antifaschisten. Erst am vergangenen Wochenende beschmierten Linksextremisten das Vereinshaus und zerstörten mit Steinen Fenster. Verletzt wurde dabei niemand. Auch auf das Vereinshaus der christlichen Beratungsstelle für schwangere Frauen, Pro Feminia, und Praxis und Privathaus des katholischen Arztes Gero Winkelmann gab es Farbanschläge.
Die unbekannten Täter stammen mutmaßlich aus dem Umfeld der linksextrem-feministischen „Antisexistischen Aktion München“ (ASAM). Vor einigen Jahren wurde auch Böcks missionarischer Traktor in München auf offener Straße angezündet, jedoch rechtzeitig gelöscht. „Wir sind diesen Leuten schon seit längerer Zeit ein Dorn im Auge“, beklagt Böck im Gespräch. „Eine gewisse Feindseligkeit geht von ihnen aus.“ Denn die Linksextremisten sind in ihrer atheistisch-kommunistischen Weltanschauung, ihren Lebensentwürfen und Wertvorstellungen völlig konträr zu den konservativ-bibelgläubigen Christen.
Christen als rechtsextremes Feindbild der Antifa
Mit Drohungen wie „Wir werden euch nicht in Ruhe lassen bis ihr Frauen* in Ruhe lasst! Fundis aufs Maul!“ erklärte ein Schreiben auf dem linksextremen Internetportal Indymedia die Soulsaver zu ihren Feinden. Mit Anschlägen will man sie einschüchtern. Böck will sich nicht einschüchtern lassen: „Ich mache weiter!“ Es ginge ihm bei seiner Straßenmission auch nicht um Abtreibungen, sondern er wolle das Evangelium von Jesus Christus verbreiten.
Warum sind die Menschen vom allerlinksten politischen Rand so verärgert über die Christen? Die feministischen Antisexisten aus München regen sich auf ihrer Webseite darüber auf, dass die bibelgläubigen Christen sich für das Lebensrecht von ungeborenen Leben und gegen Abtreibungen aussprechen. Die Antifaschisten finden, damit unterdrückten die Christen das „Recht der Frau auf reproduktive Selbstbestimmung“ – also ein vermeintliches Recht auf Abtreibung. Das gibt es in Deutschland allerdings nicht, da Abtreibungen in Deutschland nur unter gewissen Voraussetzungen erlaubt sind.
Die Sicht der ASAM auf die christlichen „Seelenretter“ beschreibt ein Text so: „Es handelt es sich um konservative Protestant*innen, die die Meinung vertreten, dass Gott die Erde geschaffen hat und ihre Religion die einzig Richtige ist. Diese Glaubenslehre verbreiten die Soulsaver aggressiv-missionarisch mit hippem Graffiti-Look.“ Die Soulsaver „hetzen gegen Linke, den Islam und vermeintlich Fremde.“ Die Soulsaver seien Islam-Feinde, homophob und sexistisch und verbreiteten ein „streng heteronormatives Weltbild“ – gemeint sind die zwei Geschlechter Mann und Frau.
Die konservativ-bibelgläubigen Christen fühlten sich laut ASAM „von Neuerungen und gesellschaftlichen Umbrüchen“ bedroht. Hintergrund: Kommunisten möchten die kapitalistische, vermeintlich rassistische Gesellschaft revolutionär umwandeln und durch den Kommunismus und eine „klassenlose“ und „herrschaftsfreie“ Utopie ersetzen.
Linksradikale Antifaschisten und Autonome rechnen solche Überzeugungen nicht mehr der bürgerlichen Mitte, sondern den extrem Rechten zu. Deswegen erkennen Anhänger von ASAM auch in den bibelgläubigen Christen vermeintlich ihr faschistisches Feindbild. Sie erklären die Christen zu Feinden ihrer erwünschten herrschaftsfreien, klassenlosen Gesellschaftsutopie.
Dabei schreibt der Verfassungsschutz in seiner Broschüre „Linksextremismus. Erscheinungsformen und Gefährdungspotenziale“ (2016) gerade den Linksextremen zu, was diese den Christen vorwerfen: Anhänger schlössen sich geistig „hermetisch ab und ignorieren jegliche Kritik von außen“. Die Szene kennzeichne ein „exklusiver Wahrheitsanspruch“, „Fanatismus“, „ausgeprägtes Freund-Feind-Denken“, „Antipluralismus“, „Intoleranz gegen Andersdenkende“ sowie ihre „Anfälligkeit für Verschwörungstheorien“. Es falle den Anhänger schwer, „die Wirklichkeit in ihrer Differenziertheit wahrzunehmen“.
„Die Antifa beherrscht gewisse Plätze“
Wie Böck sagt, ist sein Verein im Gegensatz zu anderen freien evangelischen Gemeinden in München offensiv missionarisch auf den Straßen unterwegs. Mit Hilfsprojekten in der Drogenszene sowie Straßenpredigten dringen die Christen Böck zufolge auch „in das Revier der Antifa“ ein. Böck: „Die Straße gehört der Antifa. Sie beherrscht gewisse Plätze in München.“ Wenn die Christen dort hingehen, komme es immer wieder zu Pöbeleien vonseiten der extremen Linken. „Weil wir diese konfrontative evangelistische Art haben“, meint Böck. Damit meint er: Er geht einfach dorthin, wo die Menschen nichts von Jesus hören wollen, und verkündigt dort Jesus als den Retter.
Trotz Ablehnung bringe die Arbeit dennoch Frucht: Immer wieder bekehrten sich Szene-Anhänger zu Jesus Christus, so Böck. Ein in der rechten Szene bekannter Hooligan habe in der Szene durch seine Bekehrung „durchaus Eindruck“ gemacht. Auch Süchtige aus dem Drogenmilieu und einige Linksextremisten bekehrten sich zu Jesus. Die Christen rund um den Verein kümmerten sich um sie und helfen ihnen, bei einigen in enger Begleitung über Jahre.
Offene Gespräche können Verständnis wirken
Gespräch und Diskussion mit der linken Szene gebe es durch die Corona-Einschränkungen kaum noch, da Außenaktionen nicht mehr möglich waren. Das bedauert Böck. Denn Gespräche könnten vermitteln. Und die Linksextremen könnten sehen, dass die Christen ihnen keine Feinde sind und der christlich-biblische Lebensentwurf richtig sei. In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass solcher Austausch die Feindseligkeiten bei Einzelnen durchaus besserte.
Einige aus dem extremistischen Milieu hätten sogar die Seiten gewechselt und seien schließlich selbst Christen geworden, die jetzt anderen von Jesus erzählen. Wie der berühmte Apostel: Vom gefürchteten Christenverfolger Saulus zum großen Gemeinegründer Paulus.
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