„Wir alle müssen in einen Diskurs kommen!“ – Veranstalter äußert sich zu Corona-Protesten
Der Handwerksmeister Heiko Schuster (43) organisiert in der hessischen Kleinstadt Wetzlar Demonstrationen gegen die Corona-Politik und für eine freie Impfentscheidung. Zeitkommentare wollte von ihm wissen, was ihn dazu bewegt, wie er über die politischen Maßnahmen und die Protestbewegung denkt und welchen Diskurs er sich wünscht. Das Interview führte Christian Albrecht.
Titelfoto: Oliver Deisenroth, Neues Rathaus Wetzlar, Symbolbild mit Demonstranten eingefügt von Zeitkommentare, CC BY-SA 3.0
Zeitkommentare: Heiko, du veranstaltest in Wetzlar Proteste gegen die Corona-Politik. Wo würdest du dich selbst gesellschaftlich-politisch verorten?
Heiko Schuster: Ich war 21 Jahre lang der SPD zugehörig, das ist aber seit ein paar Jahren nicht mehr meine politische Heimat. Ich sehe sie nicht mehr als Arbeiterpartei. Das gegenwärtige politische System hat ausgedient, wir brauchen etwas neues. Darum bin ich jetzt auch aktives Mitglied der Basis-Partei und auch als Kandidat zur Wahl angetreten. Ich wünsche mir ein politisches System, das den Menschen ein neues Miteinander schafft. Daran arbeite ich. Von Lobbyismus und Schmiergeldern in der Politik müssen wir weg. Ich habe dafür keine Allerweltslösung, aber ich möchte mich mit aller meiner Kraft für eine gerechtere und bürgerfreundlichere Politik einsetzen.
Was bringt dich dazu, Proteste und Kundgebungen gegen die Corona-Politik zu organisieren?
Wir müssen weg von der Spaltung in unserem Land, die Politik und Medien befördern. Wir wollen wieder in den Diskurs kommen, ins Miteinander, weg vom Gegeneinander. Viele fühlen sich momentan allein gelassen und haben Angst, da sagte ich mir, jemand muss doch was machen. Das habe ich dann selbst in die Hand genommen. Ich mache das aber nicht als Politiker, sondern als Privatperson Heiko Schuster.
Für welche Ziele protestiert ihr?
Demokratie, Freiheit, Gesundheit und eine freie Impfentscheidung. Wer sich impfen lassen will, soll das tun. Und wer das nicht will, den soll man in Ruhe lassen. Wir sind gegen die Impfpflicht. Besonders bei Kindern, wo nachweislich kein großes Risiko durch eine Coronainfektion besteht. Sie sind auch keine Pandemietreiber. Kinder sind noch in der Entwicklung, da soll so wenig wie möglich Fremdstoff in ihre Körper rein.
Politiker sagen, die Impfungen seien nötig, um aus dieser Krise zu kommen.
Die Corona-Impfungen können für den einen oder anderen sinnvoll sein. Aber wir haben noch nie in der Geschichte der Medizin erlebt, dass man so vehement versucht, in wirklich jeden Körper einen Impfstoff reinzudrücken. Die Impfung kann nur ein Eigenschutz sein, kein Fremdschutz. Und für den Eigenschutz ist jeder selbst verantwortlich. Laut Studien treten häufig Nebenwirkungen auf, aber das will keiner sehen und die sogenannten Qualitätsmedien unterdrücken das massiv. „Wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing.“ Wo kommen wir denn hin, wenn sich bald jeder alle drei Monate impfen lassen soll?
Und Omikron?
Omikron könnte gar eine Chance sein, dass bei den milden Symptomen eine gesellschaftliche Durchseuchung gelingt und wir eine natürliche Immunität aufbauen können. Das sagt Dr. Angelique Coetzee aus Südafrika, die Omikron zuerst entdeckt hat. Aber Europa macht wieder Angst und Panik, will uns erneut in den Lockdown treiben und die Wirtschaft kaputt machen. Ich verstehe nicht, warum man nicht alle Wissenschaftler an einen Tisch holt, sondern die Kritiker klein hält. Mir fehlt da der wissenschaftliche Diskurs, und dafür kämpfen wir.
Politiker und Medien stellen die Demonstranten als „Impfgegner“ sehr kritisch dar. Sie sagen, dass gerade sie die Gesellschaft spalten.
Damit fängt es schon an. Eine solide und freie Berichterstattung müsste vom Wort „Impfgegner“ weg. Ich bin kein Impfgegner und habe alle empfohlenen Impfungen. Aber das, was hier jetzt als Impfung empfohlen wird, macht mir Bauchschmerzen. Ich bin für eine freie Impfentscheidung. Schlimm ist: Sobald jemand dazu eine andere Meinung hat, wird er ausgegrenzt. Im Bundestag setzen sich die Altparteien zum Beispiel mit der AfD nie inhaltlich auseinander, egal was sie für Einwände bringt. Man behauptet immer nur: „Das sind ja die Rechtsradikalen“. Und dieses Schubladendenken bewirkt diese Spaltung bei uns. Spaltung verhindert man nur, wenn man in den Diskurs kommt. Damit verhindert man auch das Radikalisieren und in-eine-Ecke drängen.
Wie stehst du zu den Vorwürfen, auf den Demos seien besonders viele Rechtsextreme oder die Proteste selbst seien gar rechtsradikal?
Ich sage auch als Veranstalter der Demos klar: Ich lehne jede Form von Extremismus ab, ob von links oder von rechts. Die Presse schrieb über die Demo am Samstag, da sind rechtsradikale Leute gewesen. Aber woran will sie das erkannt haben? Da ist niemand mit verbotenen rechtsextremen Zeichen lang gelaufen. Wenn ein Mensch normal gekleidet ist ohne äußeres Erscheinungsbild, ist er für mich erst mal ein Mensch und ich gehe in Diskurs mit ihm. Und auch Leute aus der rechten Szene sind genauso von den Corona-Maßnahmen betroffen und haben die gleichen Ängste wie wir. Ich persönlich kenne keinen aus der rechten Szene. Wenn ich aber irgendwelches offensichtlich rechts- oder auch linksradikales Gedankengut sehe, würde ich als Veranstalter sofort einschreiten.
Wie reagieren Stadtverwaltung, Polizei und andere Mitbürger auf die Proteste?
Der Oberbürgermeister Manfred Wagner von der SPD und der Stadtrat sagen, wir sollten wieder zur Vernunft kommen und uns impfen lassen. Impfen, impfen, impfen. Von der Polizei kommen gute Reaktionen. Sie hat sich bei mir bedankt, dass so viele Menschen sich so zivilisiert verhalten und die Regeln beachten. Die Polizei musste auch nie irgendwo eingreifen und war sehr zufrieden. Ein Polizist sagte mir, wenn nur solche Demos mit solchen Teilnehmern stattfinden würden, bräuchten Polizisten vor keiner Demo mehr Angst haben. Auf ganz anderen Demos in den letzten Jahren ist das oft schlimm gelaufen, sagte er mir. Von einigen Mitbürgern höre ich, sie würden auch gerne teilnehmen. Viele sind dankbar, dass überhaupt jemand die Demo-Organisation in die Hand nimmt.
Kommen wir zum Schlusswort: Was würdest du den verantwortlichen Politikern gern sagen, zum Beispiel Scholz, Lauterbach und Söder?
Wir alle müssen in einen Diskurs kommen und uns nicht nur auf eine Sichtweise verlassen. Ich wünsche mir, dass die Politik mehr auf Fachleute hört, die nachweislich keine finanziellen Interessen haben. Lobbyismus muss mit allen Mitteln bekämpft werden.
Vielen Dank für das Gespräch!
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Super Interview Herr C.A!!!