Günter Wallraff 2017 bei Maischberger.

Günter Wallraff: Offensiv für Kritiker von Fundamentalisten eintreten

Köln – Eine Gesellschaft sollte offensiv für Kritiker von religiösen Fundamentalisten und totalitären Gesellschaften eintreten, wenn diese von Islamisten bedroht werden. Das sagte der investigative Journalist Günter Wallraff dem „Kölner Stadtanzeiger“ (Montagsausgabe) als Reaktion auf den Messerangriff auf den Islamkritiker Salman Rushdie. Wallraff: „Durch solche Attentate und Bedrohungen sollen Aufklärer und Islamkritiker eingeschüchtert werden.“ Wie Wallraff sagt, habe sein Freund Rushdie „den Gegnern freier Gesellschaften immer die Stirn geboten“.

Den Journalisten beschäme, wenn Intellektuelle meinen, „Heilige Bücher“ dürften nicht dem Spott ausgesetzt werden. „Das Recht zu kritisieren, zu polemisieren, gerade auch mit Spott und Ironie etwas Verbohrt-doktrinäres zu glossieren, dient doch der Aufklärung und ist weitaus schützenswerter als das Recht, nicht beleidigt zu werden.“ Wer religiöse Gefühle durch Kunst nicht verletzen wolle, ist laut Wallraff denkfaul, feige und nicht besonders an Menschenrechten und Demokratie interessiert.

Fundamentalisten und Islamisten sähen sich im Besitz der reinen Wahrheit und verstünden keinen Spaß, sondern meinten es „todernst mit ihrer Absolutheitslehre“. Der Journalist, der in seinem Leben immer wieder mit verdeckter Identität recherchierte und als dunkelhäutiger Somalier geschminkt gesellschaftlichen Rassismus aufdeckte, fragt: „Wie viele Fatwas hätte der Papst schon aussprechen müssen nach jeder Schmähkritik an ihm?“

Hintergrund: Ein in den USA geborener, 24-jähriger muslimischer Messerstecher stach am Freitag Rushdie, den Autoren der „Satanischen Verse“, vor einer Lesung im Bundesstaat New York (USA) vor rund einhundert Augenzeugen nieder. Der Schriftsteller wurde dabei schwer verletzt, der Messerstecher von der Polizei in Gewahrsam genommen. Hadi Matar habe sich seiner Mutter zufolge während einer Libanon-Reise radikalisiert, wie „WELT“ berichtet. Der Autor befindet sich derzeit im Krankenhaus, seine Verfassung stabilisiert sich.

Islamkritiker Salmam Rushdi.
Islamkritiker Salmam Rushdie.

Als Irans streng islamisches Regime 1989 in einer religiösen Fatwa Muslime zum Mord an dem Islamkritiker Rushdie aufrief und der Autor aus dem Land fliehen und untertauchen musste, nahm Wallraff ihn einige Zeit bei sich zuhause in Köln auf.

Titelfoto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), Maischberger – 2017-12-13-5742CC BY-SA 4.0

Foto Salmam Rushdie: CKSir Salman RushdieCC BY-SA 4.0


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