Prostitution, Homosexualität und Meinungsfreiheit – Prostituierte streitet sich in Talkrunde mit katholischem Publizisten

Screenshot: Servus TV

Prostitution und Homosexualität: Die Talkrunde „Talk im Hangar-7“ (Servus-TV) entgleist dem Moderator Michael Fleischhacker Donnerstag Nacht sichtlich. Das angekündigte Thema „Diktatur der Denkverbote: Streiten verboten?“ nahm eine unerwartete Richtung:

Die Prostituierte und Journalistin Alice Frohnert sowie der Linken-Politiker Diether Dehm lieferten sich ein erhitztes Wortgefecht mit dem katholischen Publizisten und Unternehmer Christof Zellenberg. Die weiteren Gäste Boris Reitschuster, freier Journalist, und die Ordensschwester Maria Schlackl kamen in der Sendung nur wenig zu Wort.

Nach anfänglich interessanten Wortbeiträgen Dehms, Zellenbergs und Reitschusters über die Linke, eigene Erfahrungen mit Zensur und gesellschaftliche Ächtung aufgrund politischer Ansichten entgleitete die Diskussion. Nach dem gelungenen Diskussions-Einstieg über die Thesen der Linken-Politikerin Sahra Wagenknechts leitet Frohnert zum Diskussionsthema Prostitution über, welches in Folge in einen hitzigen Wortstreit über Homosexualität mündete.

„Werbeeinschaltung für Prostitution“

Frohnert sagte, Prostitution sei für die Gesellschaft „lebensnotwendig“ und verordnete sie „irgendwo zwischen Therapie, Psychologie und Spaß und Vergnügen“. Auch Menschen mit Behinderungen, „die keine Dame bekommen“, profitierten von Prostitution. Viele Ehemänner, die in ihren Ehen unzufrieden seien, gingen insgeheim zu Prostituierten. Dort beklagten sie sich auch über ihre Eheprobleme.

Weil Prostitution laut Frohnert Vergewaltigungen auf der Straße und Gewalt in der Familie verhindere, sei diese Branche „verdammt wichtig“. Frohnert findet die moralische Verurteilung bei gleichzeitig praktizierter gesellschaftlicher Prostitution Doppelmoral: „Hier ist viel Verlogenheit.“

Frohnert forderte insbesondere, dass Prostituierte den gleichen Status wie Ehefrauen erhalten sollten und sagte empört: „Warum hat eine Ehefrau einen viel besseren Status als eine Prostituierte? Das geht doch nicht!“

Der Linken-Politiker Dehm stimmt Frohnert zu: „Der Therapiegedanke ist goldrichtig“. Er ist jedoch ebenso davon überzeugt, Zwangsprostitution gehöre „hart verfolgt“.

Der seit 2016 verheiratete Zellenberg bezeichnetet die Diskussion nun als „Werbeeinschaltung für Prostitution“. Er findet, Prostitution sei etwas „schreckliches“. Ein Mann kaufe Sex bei einer fremden Frau, das sei „wie auf dem Fleischmarkt was einkaufen“. Das habe nichts mit Liebe, Verantwortung und Respekt zu tun. Prostitution zerstöre die Frau, ihm täten die Menschen leid und es gäbe viel Drogen, Gewalt und Wut im Rotlichtmilieu.

Daraufhin widerspricht Frohnert heftig: „Ich habe damit mein Studium finanziert und bin gesund“. Sie habe auch nie Drogen genommen oder getrunken. „Ich war Single und ich suchte den Sex, und ich konnte ja nicht junge Männer auf der Straße vergewaltigen.“ Sie findet, Prostitution sei „ein Beruf wie jeder andere“ und sie verdiene damit „gutes Geld“. Nach eigenen Angaben sei nicht aus der Branche „ausgestiegen“, sondern habe aus Altersgründen die Branche „gewechselt“.

Der Berliner Kurier berichtete jedoch noch im Mai 2020, der alleinerziehenen Frohnert fehlten aufgrund der Corona-Maßnahmen die Sex-Kunden und damit monatlich etwa 500 Euro. Auch gegenüber dem Berliner Kurier äußerte sie ihre persönliche Ansicht: „Sex ist ein Ventil. Wenn die Befriedigung des Triebs ausbleibt, könnte die Gewaltbereitschaft zunehmen.“ 

Empörte Nicht-Gläubige zerreißen den Katholiken Zellenberg

Zellenberg versucht, erneut zum Diskussionsthema „Diktatur der Denkverbote“ zurück zu finden, und spricht die EU-Abstimmung am 23. Juni zum „Matic-Report“ an, die Abtreibungen legalisieren würde. Zellenberg verteidigt nun das traditionelle Familienmodell von einem Mann und einer Frau, die gemeinsam Kinder aufziehen. Frohnert kontert: „Die katholische Kirche mit Ehen und Kindern, das ist doch furchtbar, dass kann man doch gar nicht mehr hören.“ Zellenberg findet Frohnert dagegen „zu 100% gehirngewaschen“.

Der Katholik Zellenberg findet, der Gesetzgeber dürfe niemanden die LGBT-Ideologie in Schulen aufzwingen (LGBT steht als Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender), wobei Dehm und Frohnert ihn häufig unterbrechen und kaum aussprechen lassen. Diese Ideologie und das Gendern wird laut Zellenberg „massiv in die Gesellschaft hineingedrängt“, obwohl es nur eine Minderheit von 0,5 bis 1,5 Prozent der Leute betreffe.

Hier unterbricht erneut die Prostituierte Frohnert und meint, „nein, 10 Prozent!“. Homosexualität sei außerdem etwas ganz natürliches. Frohnert bezieht sich hier offensichtlich auf den umstrittenen Kinsey-Report aus den 1940er bis 50er Jahren. Laut dem Report hätten fast die Hälfte aller Männer im Erwachsenenalter homosexuelle Erfahrungen gesammelt.

Zellenberg: Traditionelle Ehen sollten gestärkt werden.

Zellenberg: Traditionelle Ehen sollten gestärkt werden.

Dem widerspricht Zellenberg und nennt Homosexualität eine „Fehlentwicklung“ und eine „Behinderung“, der man mit Respekt begegnen müsse. Man dürfe Homosexualität und LGBT aber nicht als Zielmodell auf die Gesellschaft übertragen. Wesentlicher sei, dass Familien an den Rand gedrängt würden. Er empfiehlt, statt Homosexualität öffentlich zu ächten sollten viel mehr traditionelle Familien gestärkt werden. Der Linke Dehm widerspricht.

Auch der Journalist Reitschuster greift nun ein und findet, Homo- und Heterosexualität seien gleichberechtigt. Er erzählt aber auch kritisch von einem mit ihm verwandten Mädchen, das bereits in der 8. Klasse „ein Buch über Analsex“ lesen musste und das dadurch „massiv verstört“ wurde. Reitschuster äußert, Harry Potter zu verbieten sei schlimm, und ebenso schlimm sei es, Kinder in der 8. Klasse dazu zu nötigen, ein Buch über Analsex zu lesen.

Auch der Moderator Fleischhacker verliert jetzt seine Neutralität und wirft gegen Zellenberg mit augenscheinlicher Empörung ein: Homosexualität sei genauso natürlich wie Heterosexualität, und findet, „das ist wissenschaftlich einigermaßen belegt“.

Diktatur der Denkverbote? Ganz sicher

Während der ganzen Diskussion ist die Stimmung sichtbar erhitzt, Empörung hat sich ausgebreitet, es sieht aus nach Lynchmob. der Katholik Zellenberg ist in die Defensive gedrängt. Es müsse doch möglich sein, diese Meinung über Homosexualität frei zu äußern, sagt er. Aber er dürfe in diesem Talk „wie in einer Diktatur“ diese Meinung nicht äußern, da sogar der Moderator Fleischhacker ihn „menschenverachtend“ nennt.

Wenn man zu ihm sage, er sei mit seiner Ansicht „menschenverachtend“ (Fleischhacker), „rechtsextrem“ (Frohnert) oder er wie vom Linken Dehm mit „so einer wie der da!“ angesprochen werde, höre die Diskussion auf. Wie Zellenberg sagt, ist das genau das, was Sahra Wagenknecht auch beklagt. Dehm widerspricht.

Ein Schlusswort von Zellenberg zeigt im Gegensatz zu den anderen Gästen seine Toleranzfähigkeit:

„Ich kann Menschen auch wertschätzen, auch wenn sie anders sind als ich.“

Die Talkrunde nahm zwar thematisch eine unerwartete Wendung, zeigte aber am Ende doch die unsichtbaren, quasi unbemerkten Denkverbote auf. Bei keinen anderen Themen verurteilen Nicht-Gläubige Andersdenkende so sehr wie bei ihrer Einstellung zu Abtreibung und Homosexualität. Wer das öffentlich bekennt, muss wie Zellenberg in der Talkrunde von Servus-TV damit rechnen, den ganzen Zorn der ungläubigen Menschheit zu ertragen.

Gibt es Denkverbote? Ganz sicher. Die Denkverbote sind aber nicht „Corona-Leugnung“ und Impf-Kritik, sondern Abtreibung und Homosexualität. Die gehören zu den gleichen Sünden gegen Gott wie schon von Anfang an.

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